Siesta

Welche Auswirkungen hat die traditionelle Praxis von La Siesta auf die moderne Kultur? Sollten wir alle am Nachmittag ein Nickerchen machen, um eine bessere Arbeitsleistung zu erzielen? Die spanische Siesta (zu Deutsch "Mittagsschlaf") ist eine Tradition, die jeder kennt. Aber nur wenige setzen sie in der Praxis um.Der menschliche Körper ist so konstruiert, dass er sich nach einem Mittagsschlaf sehnt. Der Biorhythmus im Körper zeigt das Bedürfnis nach einer Pause deutlich an, z.B. mit ständigem Gähnen. Während einer Siesta regeneriert sich Ihr Körper, was zu mehr Energie, klarerem Denken und höherer Produktivität führt.

Eine Siesta ist ein kurzes Nickerchen am frühen Nachmittag, oft nach dem Mittagessen. Ein solches Mittagsschläfchen ist in einigen Ländern eine gängige Tradition, insbesondere in Ländern, in denen das Klima sehr warm ist. Die Siesta (oder Riposo, wie es in Italien heißt) ist in diesen Ländern aufgrund der hohen Temperaturen in den Mittagsstunden weit verbreitet.

Das spanische Wort „Siesta“ kommt ursprünglich vom lateinischen Wort „hora sexta“, was so viel wie „sechste Stunde“ bedeutet (von der Morgendämmerung bis zum Mittag gerechnet). Ursprünglich wurde der Mittagsschlaf in den heißesten Stunden des Tages von Menschen gemacht, die in der Landwirtschaft arbeiteten. Obwohl die Spanier heute für ihre tägliche zweistündige Pause berühmt sind, reichen die Ursprünge des Mittagsschlafes viel weiter zurück – bis zum antiken Islam. Die Praxis des Mittagsschlafes wurde im islamischen Recht festgehalten und auch im Koran beschrieben.

Ein Nickerchen nach dem Mittagessen ist nicht nur in Spanien üblich, sondern in einer ganzen Reihe von mediterranen, tropischen und subtropischen Ländern. Einige Menschen integrieren die Vorzüge einer traditionellen Siesta bereits in das moderne Leben und nennen dieses „Powernapping“.

Ein moderner Arbeitsmarkt mit höherem Druck bedeutet, dass viele Menschen nicht bereit oder dazu in der Lage sind, lange Pausen einzulegen. Klimaanlagen und Kühlgeräte helfen ihnen, den heißesten Teil des Tages auch ohne großartige Ruhepause zu überstehen.

Traditionell bestand der spanische Arbeitstag aus zwei Teilen: Die Menschen arbeiteten von 9 bis 14 Uhr, machten eine zweistündige Mittagspause und kehrten von 16 bis 20 Uhr zur Arbeit zurück. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) arbeiten die Spanier 1.691 Stunden pro Jahr, während die Briten 1.674 Stunden pro Jahr und die Deutschen nur 1.371 Stunden pro Jahr arbeiten.

In einigen Teilen Spaniens wird die Siesta sehr ernst genommen. So ernst, dass der Bürgermeister von Ador (in der Nähe von Valencia) 2015 das Recht auf ein Mittagsschläfchen verordnete. Während in Ador die Tradition der Siesta angenommen wird, missbilligen es jedoch viele, den Arbeitstag zu unterbrechen. Vor allem aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage des Landes diskutieren die Behörden darüber, die Schließung von Läden und Bars für die traditionelle Siesta von 14:00 bis 16:00 Uhr aufzuheben.

Unabhängig davon, wie gut man ausgeruht ist, leidet fast jeder an einem Mittagstief nach dem Mittagessen. Das Tief ist durch Schläfrigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und verringerte Produktivität gekennzeichnet. Dies kann sich durch ein kohlenhydratreiches Mittagessen verschlimmern und ist eine unausweichliche biologische Folge unseres natürlichen Tagesrhythmus. Verschiedene Studien empfehlen pro Tag ein Nickerchen zwischen 20 und 30 Minuten. Dies ist die ideale Dauer, um Schläfrigkeit zu reduzieren, die Aufmerksamkeit zu steigern und die kognitiven Funktionen, die Reaktionszeit sowie die Stimmung zu verbessern.

In vielen Teilen der Welt – einschließlich Griechenland, den Philippinen, Mexiko, Costa Rica, Ecuador und Nigeria – gehört ein Nickerchen zum normalen Alltag.

In Japan: Der hektische Lebensstil der Bewohner Japans hat in großem Umfang dazu geführt, dass „Inemuri“ oder „Schlafen in der Gegenwart“ aufgegriffen wurde. Dank Inemuri können japanische Arbeiter in öffentlichen Verkehrsmitteln, an ihrem Schreibtisch oder sogar während Besprechungen ein Nickerchen machen – dies wird im Allgemeinen als ein Zeichen für harte Arbeit hoch angesehen.

In China: In Büros in ganz China empfehlen viele Arbeitgeber aufgrund der langen Arbeitszeiten ein kurzes Schläfchen nach dem Mittagessen, um die Konzentration zu steigern. Die Arbeiter machen nach dem Mittagessen oft eine Pause und legen den Kopf für ein Nickerchen auf den Schreibtisch. Dies wird als Verfassungsrecht angesehen. Einige Unternehmen haben außerdem temporäre Schlafgelegenheiten in den Arbeitsräumen installiert.

In Italien: Der Riposo kann jederzeit zwischen 12:00 und 13:30 Uhr beginnen und endet zwischen 14:30 Uhr und 16:00 Uhr. Unternehmen werden geschlossen und öffentliche Einrichtungen wie Museen und Kirchen versperren ihre Türen, damit dessen Mitarbeiter für ein langes Mittagessen nach Hause gehen und sich anschließend ausruhen können.

Viele moderne Arbeitgeber haben am Arbeitsplatz eine Vielzahl von Angeboten für Mitarbeiter eingeführt. Darunter sind offene Büros, tägliche Yogastunden, Hunde am Arbeitsplatz, Spielezimmer und vieles mehr, mit denen die Produktivität verbessert werden soll, indem den Arbeitnehmern die Möglichkeit gegeben wird, eine Pause einzulegen, Ruhe zu bekommen und Unterhaltung zu genießen.

Technologie- und Softwareunternehmen sind führend in der Revolution des Mittagsschlafs. Firmen setzen sogar speziell angefertigte Schlafkapseln in ihren Büros ein, um die Mitarbeiter dabei zu unterstützen, sich auszuruhen und zu erfrischen. Sie sind der Ansicht, dass die Mitarbeiter somit weniger impulsiv sind und Arbeitsstress besser tolerieren können.

Zu den dafür bekannten Unternehmen gehören Folgende:

• Google bietet Schwimmbäder, kostenlose Gourmetgerichte, Minigolfanlagen und Schlafkapseln mit Kaschmir-Augenmasken.
• PricewaterhouseCoopers bietet ruhige, dunkle Schlafzimmer.
• Ben & Jerry's bietet hundefreundliche Arbeitsplätze, Yogastunden, Personal Trainer und spezielle Schlafplätze.
• Cisco Systems (das in den USA ansässige IT-Unternehmen) hat wie Google und andere Unternehmen in sog. Micro-Nap-Pods für ihre Büros investiert.
• In der Zentrale von Nike haben die Mitarbeiter Zugang zu ruhigen Räumen, in denen sie jederzeit meditieren oder ein Schläfchen machen können.
• In den Uber-Niederlassungen in Indien und auf den Philippinen können die Mitarbeiter während des Arbeitstages einen Mittagsschlaf machen.